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Tischler rüsten sich gegen Cyber-Gefahren

Den Tischlern droht Gefahr aus dem Internet und durch Cyberkriminelle. Schadprogramme wie Viren könnten ihre vernetzten Maschinen zur Holzverarbeitung sowie ihre digitale Kundenverwaltung befallen und so ganze Betriebe bedrohen. Darum haben die Obermeister der hessischen und rheinland-pfälzischen Tischler- und Schreinerinnungen sich bei ihrer diesjährigen Tagung intensiv mit dem Thema Cyber-Sicherheit im Handwerk befasst. Die Vertreter des Tischlerhandwerks trafen sich im Hotel Jagdschloss Niederwald in Rüdesheim am Rhein.

Die Obermeister der hessischen und rheinland-pfälzischen Tischler- und Schreinerinnungen trafen sich dieses Jahr zu ihrer Tagung im Hotel Jagdschloss Niederwald in Rüdesheim am Rhein. Fotos: Fachverband Leben Raum Gestaltung Hessen/Rheinland-Pfalz

Frauke Greven vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik informierte die Obermeister darüber, dass ihrer Behörde zurzeit 800 Millionen Schadprogramme wie Viren bekannt seien. „Wichtig ist, dass Sie das Thema IT-Sicherheit von Anfang an mitdenken“, erklärte Greven den Tagungsteilnehmern. Sie empfahl, beim Schutz der Tischlereien präventiv vorzugehen. Die Nachrüstung eines Betriebes, in dem Schadprogramme bereits Schäden verursacht hätten, könne teurer ausfallen. Entsprechend sollten die Tischler sich mit ihren IT-Dienstleistern frühzeitig für mehr Sicherheit einsetzen. Außerdem sensibilisierte Frauke Greven die Obermeister für weitere Risiken. So beschrieb sie, dass Cyberkriminelle immer noch häufig Tricks anwenden würden, um an das Geld der Betriebe zu gelangen. Die Expertin führte aus, dass die Täter zum Beispiel die Kommunikationsform der Mitarbeiter in sozialen Netzwerken beobachten würden, um anschließend im typischen Stil des Unternehmens und mit dem Namen des Geschäftsführers Überweisungen per E-Mail in Auftrag zu geben. Oft würden solche Nachrichten nicht gründlich geprüft, sagte Greven. Folglich ist mehr Wachsamkeit geboten.

Frauke Greven vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik informierte die Obermeister über das Thema Cyber-Sicherheit.

Eine Option zur Absicherung kann der Digitale Schutzschild der Versicherung Signal Iduna sein. Diese Variante präsentierte den Obermeistern Dirk Daubach aus der Gebietsdirektion Gießen der Signal Iduna. Der Digitale Schutzschild besteht aus drei Komponenten: Er verbindet die eigene IT-Sicherheit eines Unternehmens beispielsweise durch Firewall, Virenschutz und regelmäßige Datensicherung mit dem Perseus Cyber Security Club. Diese digitale Plattform bietet technische Hilfsmittel, ein Online-Trainingsprogramm und einen Notfallkontakt. Die dritte Komponente ist die Cyber-Versicherung der Signal Iduna, die im Schadenfall einspringt und so einen finanziellen Schutz darstellt.

 

Das Thema Digitalisierung beschäftigte die Obermeister auch im weiteren Verlauf der Tagung. So berichtete Arne Bretschneider, Bereichsleiter Berufsbildung und Schulentwicklung im Fachverband Leben Raum Gestaltung, dass der Landesinnungsverband für das hessische und rheinland-pfälzische Tischlerhandwerk plane, ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung einzurichten. Dazu werde mit der Technischen Hochschule Mittelhessen zusammengearbeitet. „Mit der Hochschule wollen wir uns anschauen, wie man die Prozesse in den Tischlereien digitalisieren kann“, sagte Bretschneider. Die bisherigen digitalen Ansätze wie die CNC-Maschinen seien Insellösungen. Häufig müssten Daten in den Prozessen zwischendurch per Hand eingegeben werden. Künftig sollen die digitalen Verfahren durchgehend ablaufen.

Arne Bretschneider, Bereichsleiter Berufsbildung und Schulentwicklung im Fachverband Leben Raum Gestaltung, erklärt, dass der Verband ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung einrichten will.

Ein digitales Projekt des Fachverbandes Leben Raum Gestaltung ist es, ein berufsspezifisches Berichtsheft für die Auszubildenden zu entwickeln. Zurzeit tragen die Lehrlinge ihre Tätigkeiten während der Ausbildung handschriftlich in ein Berichtheft ein. Durch die digitale Form soll die Affinität der Lehrlinge zu digitalen Medien gesteigert werden.

 

Zum Abschluss der Obermeistertagung informierte Hermann Hubing, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Leben Raum Gestaltung, die Vertreter der Innungen über Bauvorhaben an der Holzfachschule Bad Wildungen, die eine Tochtergesellschaft des Fachverbandes ist. Zurzeit wird für insgesamt etwa sechs Millionen Euro ein neues Internatsgebäude errichtet. Ein Rohbau steht bereits. „Wir rechnen jetzt damit, dass wir im September 2019 mit dem Bauvorhaben fertig sind“, erklärte Hermann Hubing. Der Hauptgeschäftsführer, der zugleich auch die Holzfachschule leitet, plant aber noch weitere Modernisierungen in der Einrichtung. Er berichtete den Obermeistern, dass unter anderem die Mensa und das Sägewerk neu gebaut werden sollen.

 

Zu der Obermeistertagung gehörte auch ein attraktives Rahmenprogramm. So besuchten die Vertreter der Innungen die Vinothek RheinWeinWelt in Rüdesheim am Rhein und informierten sich über die Weinsorten, die entlang des Rheins angebaut werden. Bei einem gemeinsamen Abendessen hatten die Obermeister außerdem Gelegenheit sich auszutauschen.