Die diesjährigen Fenstertage lockten wieder einmal über 100 interessierte Teilnehmer nach Bad Wildungen und sorgten damit erneut für ein volles Haus. Die Besucher profitierten dabei von einem vielfältigen Rahmenprogramm mit zehn Vorträgen sowie von einer begleitenden Ausstellung, an der 34 Unternehmen aus der Fensterbranche teilnahmen.

Nachdem Wolfgang Kramwinkel, Landesinnungsmeister des hessischen Tischlerhandwerks, die Fenstertage am 7. November 2019 eröffnet hatte, begann auch schon das Rahmenprogramm, das der Ausschuss „Fenster und Fassaden“ des Fachverbandes Leben Raum Gestaltung in Zusammenarbeit mit Ulrich Leber und seinem Team auf die Beine gestellt hatte. Bei der Themenzusammenstellung wurde besonders darauf Wert gelegt, die Theorie aus der Fensterbranche praktisch zu vermitteln. Insofern gab es in diesem Jahr besonders viele Erfahrungsberichte aus der Fensterbranche.

Den Anfang machte Ralf Spiekers von Tischler Schreiner Deutschland (TSD). Spiekers informierte die Teilnehmer unter anderem über die DIN18008. So berichtete Spiekers, dass sich der Normenausschuss klar positioniert habe und dass es die umstrittene Regel zum verpflichtenden Einsatz von Sicherheitsglas nicht geben werde.
Mirko Gebert vom Ingenieursbüro Gebert ging in seinem Vortrag „Statik von Holzfenstern und –fassaden“ unter anderem darauf ein, was bei der Baukörperbefestigung von Holzfenstern zu beachten ist und welchem Winddruck Holzfenster zum Teil ausgesetzt sein können.
Hans Zimmermann (IGF Zimmermann Ingenieursgesellschaft) ging anhand von Praxisbeispielen auf die Problematik von Pfosten-Riegelkonstruktionen ein. Dabei hob er besonders das Problem von stehendem Wasser hervor, das aufgrund von zu flachgeneigten Konstruktionen auftritt. Gerade bei Konstruktionen mit einer Neigung von unter 8 Grad sollte der Dichtungsbereich besonders begutachtet werden, so Zimmermann.
Rudolf Müller, Präsident der HWK Trier, betrachtete den Fachkräftemangel. Aus seiner Sicht müssen Betriebe das Problem an der Wurzel packen und bereits beim Betriebspraktikum ansetzen. Hierzu hat die HWK Trier ein Praktikumskonzept entworfen, das Betrieben dabei helfen soll, Praktikanten zu begeistern und zu zukünftigen Lehrlingen zu machen.

Frank Wilkening von der Ohrem und Wilkening GmbH erläuterte Strategien für den Fensterverkauf. Dabei hob er hervor, wie wichtig es sei, sich die richtigen Kunden auszusuchen. Wenn man das Gefühl habe, dass die Chemie nicht stimmt oder dass der Kunde nur den billigsten Preis haben will, sollte man von einer Zusammenarbeit absehen, so der Referent.
Marko Prentzel und Peter Ertelt vom Fachverband-Ausschuss Fenster und Fassaden erläuterten die seit 2018 gültige Neuregelung der Baurechtsreform, nach der Handwerker gegenüber Händlern einen Anspruch auf Ersatz der Aus- und Einbaukosten haben – falls das Produkt fehlerhaft war. Dass einige Händler daraufhin – ganz legal – ihre Haftung in den AGB einschränkten, veranlasste die Innung dazu, die „Initiative Fairer Handwerkspartner“ zu gründen, so Ertelt. Die dort aufgelisteten Lieferanten haben alle auf eine Anpassung der eigenen AGB verzichtet.
Thomas Radermacher, Präsident des Bundesverbandes des deutschen Tischler- und Schreinerhandwerks, stellte die TSD-Richtlinie „Handwerkliche Montage von Fenstern und Türen im Gebäudebestand“ vor. Unter anderem betonte Radermacher, dass eine Prüfung der baulichen Gegebenheiten im Vorfeld unerlässlich sei, um festzustellen, ob die Fassade möglicherweise Schäden aufweist.
Dass Haustüren zunehmend auf der Wetterseite von Häusern geplant werden, führte im Workshop von Karl Standecker von der Hahnbacher Rollladen und Fensterfabrik zu einer regen Diskussion unter den Teilnehmern. Denn auch wenn Haustüren nicht absolut dicht sein müssen, wird dies von Kunden erwartet. Um nachträgliche Probleme zu vermeiden, empfahl Standecker daher, dass Kunden im Vorfeld auf Dichtigkeitsprobleme hingewiesen werden müssen, sollten Haustüren auf der Wetterseite montiert werden.
Matthias Brack (Brack Wintergarten) beleuchtete die Chancen der Digitalisierung für das Handwerk. Dabei empfahl er den Teilnehmern, ihre Geschäftsmodelle von einer ganz anderen Seite – am besten von der Kundenseite – zu denken. Als großen Vorteil der Digitalisierung sieht Brack die Möglichkeit, den Nachwuchs wieder vermehrt für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Über die sozialen Medien lasse sich für kleines Geld eine kreative Nachwuchskampagne auf die Beine stellen, so Brack. Für diese müssten sich die Betriebe allerdings ausreichend Zeit nehmen, da Kreativität ordentlich „Hirnschmalz“ erfordere.
Zum Abschluss der Fenstertage beleuchtete der Justitiar von Tischer NRW, Heinz-Josef Kemmerling, was sich im Zuge der Neuregelungen der Baurechtsreform 2018 geändert hat und welche Regelungen neu hinzugekommen sind.