Mit guten Ideen durch die Quarantäne

Interview mit Maik Rönnefarth

Anfang März, als Corona in Deutschland noch weit weg schien, wollte Maik Rönnefarth mit Freunden Ski fahren – in Ischgl. Wegen eines mulmigen Bauchgefühls brach der Tischlermeister seinen Urlaub ab und begab sich vorsorglich in Quarantäne – zum Glück, denn ein freiwilliger Test zeigte, dass sich der 43-Jährige mit COVID-19 infiziert hatte. Wie es ihm und seinem Betrieb während der Quarantäne ging, hat er uns im Interview erzählt.

Herr Rönnefarth, wann haben Sie gemerkt, dass Sie das Coronavirus hatten?
Eigentlich gar nicht. Wie jedes Jahr wollte ich mit Freunden Ski fahren. Am Anreisetag war auch alles normal, doch kurz darauf bin ich misstrauisch geworden. Die Restaurants waren viel zu leer und die Stimmung seltsam. Aus dem Bauch heraus habe ich den Urlaub dann abgebrochen und bin zusammen mit einem Kumpel zurückgefahren. Vorsorglich sind wir auch in Quarantäne gegangen. Zum Glück, denn am Ende hatten wir beide Corona! Die Tests mussten wir übrigens selbst bezahlen, da Ischgl damals noch nicht als Hotspot zählte.

Wie ging es dann weiter?
Ich hatte Glück und nur leichte Symptome, trotzdem war ich insgesamt fünfeinhalb Wochen in Quarantäne – bis der Corona-Test bei mir negativ war. Andere hat es schlimmer getroffen: Ein Freund von mir musste beispielsweise zwei Tage lang ans Beatmungsgerät.

Fünfeinhalb Wochen, was war währenddessen mit Ihrem Betrieb, den Holwürmern?
Ich habe mir zuhause ein Homeoffice eingerichtet – so konnte ich eigentlich ganz normal weiterarbeiten. Ansonsten hatten meine Führungskräfte alles im Griff.

Haben Sie besondere Corona-Schutzmaßnahmen getroffen?
Ja, damit wir bei einem Corona-Fall nicht gleich den Betrieb schließen müssen, haben wir ein Zwei-Schichten-System eingeführt. Außerdem haben wir die Büro- und Werkstatträume abgetrennt, um Kontaktbereiche zu minimieren.

Währenddessen ist auch die „Zeit-Vertreib-Kiste“ entstanden, wie kam es dazu?
Damals ging es mit Corona ja auch bei uns richtig los. Während des Lockdowns habe ich viel darüber nachgedacht, wie es anderen Menschen gerade geht. Für alle wurden Hilfspakete geschnürt, aber niemand hat an die Kinder gedacht, die plötzlich nichts zu tun hatten. Wir haben dann Osterhasen, Autos, Traktoren oder Einhörner ausgefräst, die die Kindern zuhause bemalen konnten, und damit die „Zeit-Vertreib- Kisten“ befüllt, die wir an öffentlichen Plätzen aufgestellt hatten. Der Rest lief von selbst.

Wie wurde die Aktion angenommen?
Ich sag mal so: Ursprünglich wollten wir 2.000 Teile fräsen, am Ende waren es 15.000. Einmal bin ich 100 Kilometer zu einem Kunden gefahren, nur um bei ihm einen unserer Osterhasen zu finden, da habe ich mich richtig gefreut.

Hatte der Lockdown auch negative Auswirkungen auf Ihren Betrieb?
Ein paar Aufträge sind verschoben worden, aber insgesamt haben wir eher das Gefühl, dass wir mehr Aufträge bekommen. Mehrere Kunden haben mir gesagt, dass sie es sich zu Hause schön machen wollen, da sie ja nicht in den Urlaub fahren können. Grundsätzlich könnte man sogar sagen, dass Corona für uns positive Effekte hatte: Neben vielen Aufträgen bekommen wir gerade auch unglaublich viele und richtig gute Bewerbungen. Ich habe vor kurzem eine Bürokraft gesucht und für die Stelle so viele qualifizierte Bewerbungen bekommen wie noch nie! Viele davon haben angegeben, dass ihr Arbeitsvertrag aufgrund von Corona nicht verlängert wurde. Und auch für die Werkstatt erhalte ich richtig gute Initiativbewerbungen – davon hätte ich früher geträumt!

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Dass ich ein richtig geiles Team habe! Meine Mitarbeiter haben in meiner Abwesenheit einen richtig geilen Job gemacht. Als ich wieder in den Betrieb konnte, war es, als wäre ich kaum weg gewesen. Das hat mich echt beeindruckt und dafür bin ich auch richtig dankbar.

Herr Rönnefarth, vielen Dank für das Gespräch.