„Mitarbeiter identifizieren sich viel mehr mit dem Unternehmen und trauen sich auch, selbständig Entscheidungen zu treffen“

Die Bad Wildunger Fenstertage mussten 2020 coronabedingt abgesagt werden. Aber auch wenn den Fensterbauern dadurch viele spannende Vorträge und Workshops entgangen sind, gibt es gute Nachrichten: Einige Vorträge können am 7. Juli beim Rheinland-Pfälzischen Fenstertag besucht werden. So wird der Wintergartenbauer Matthias Brack berichten, wie er seine Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse miteinbezieht und welche Erfahrungen er damit gemacht hat. Wir haben vorab mit dem Referenten gesprochen.

Herr Brack, Wann und warum haben Sie sich das erste Mal mit dem Thema Mitarbeitermitbestimmung befasst?

Vom Prinzip her befasse ich mich schon damit, seit ich Mitarbeiter habe und ich glaube auch, dass es jedem anderen Unternehmer so geht. Denn irgendwie müssen Sie ja die Mitarbeiter an den Unternehmensentscheidungen beteiligen. Nur, wenn man damit Erfolg haben will, kommt man irgendwann nicht umhin, das strukturiert anzugehen. Das mache ich seit gut zehn Jahren.  

Bei welchen Themen ist es denn überhaupt sinnvoll, Mitarbeiter mitbestimmen zu lassen?

Ein Unternehmen ist anders als ein Staat nicht wirklich demokratisch und es macht auch keinen Sinn, die Mitarbeiter bei jeder Entscheidung „mitreden“ zu lassen. Sonst würden Sie wahrscheinlich irgendwann zu gar keinen vernünftigen Entscheidungen mehr kommen. Einbeziehen müssen Sie Mitarbeiter aber schon in jede Entscheidung, damit deren Umsetzung im Unternehmen auch verstanden und gelebt wird. Für sinnvoll erachte ich es immer dann, wenn es die Mitarbeiter auch eigenverantwortlich mittragen müssen, zum Beispiel bei der Anschaffung neuer Maschinen, Software und so weiter. 

 

Wie äußert sich die Mitbestimmung bei Ihnen im Betrieb?

Zunächst entscheiden wir auf Führungsebene inwieweit und ab welchem Zeitpunkt wir die Mitarbeiter mit einbeziehen. Dann klären wir, wen wir mit einbeziehen und welche Aufgaben er bekommt. Vielleicht kann ich das auch an einem Beispiel erklären. Als wir eine elektronische Baustellenakte eingeführt haben, haben wir zunächst ein Team dafür ausgewählt, das davon überzeugt war und mit uns gemeinsam das Projekt entwickelt und die Software getestet hat. Erst als dieses Team vom Nutzen überzeugt war, haben wir die restlichen Mitarbeiter auch geschult. Das wurde dann aber nicht mehr von mir gemacht, sondern von den Mitarbeitern selbst. 

 

Was hat sich bei Ihnen verändert, seit Sie ihre Mitarbeiter miteinbeziehen?

Zunächst mal gibt man natürlich Verantwortung ab. Das schafft Freiräume für mich als Chef, die Mitarbeiter identifizieren sich viel mehr mit dem Unternehmen und trauen sich auch, selbständig Entscheidungen zu treffen. Eigenverantwortung und Motivation werden deutlich gefördert. Natürlich gibt es auch Schattenseiten: Entscheidungsprozesse ziehen sich hin und wenn zu viele mitreden, wird ein Projekt manchmal auch „zerredet“. Hier muss man als Führungskraft dann moderieren und manchmal auch ein Machtwort sprechen. Alles in allem überwiegen die Vorteile aber bei weitem.

 

Herr Brack, vielen Dank für diese spannenden Einsichten.