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Fünf Fragen an Obermeisterin Ina Trautmann

Ina Trautmann leitet zusammen mit ihren Kollegen Martin Schlingmann und Cyrill Rasewsky die Schreinerei Schlingmann in Bad König. Seit kurzem ist sie zudem Obermeisterin der Tischler- und Glaser-Innung Odenwaldkreis und damit in Hessen und Rheinland-Pfalz die erste Frau in diesem Ehrenamt.

 

Bitte beschreiben Sie kurz Ihren Werdegang in Beruf und Ehrenamt. 

Nach meinem Abitur habe ich mich für die Tischlerlehre entschieden, um anschließend Innenarchitektur an der Hochschule Darmstadt zu studieren. Nach dem Abschluss als Diplom Ingenieurin viel es mir leicht ins Handwerk zurückzugehen, da mich die enge Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern erfüllt und ich hier die Herausforderung für mich gesehen habe. Ehrenamtlich bin ich seit Kindesbeinen an in der Dorfgemeinschaft aktiv, engagiere mich seit sechs Jahren im Ortsbeirat und bin schon mehrere Jahre als Gast im Innungsvorstand tätig.

 

Sie sind vor drei Jahren in die Geschäftsführung Ihres Unternehmens eingestiegen, nun sind Sie seit einigen Wochen Obermeisterin. Wie organisieren Sie sich, um diese zusätzliche Aufgabe im Ehrenamt zu erfüllen?

Führung in der Schreinerei Schlingmann bedeutet für mich, dass man den Gesamtüberblick hat, ohne permanent vor Ort zu sein. Dies gelingt mir betrieblich durch bewährte Strukturen, wie z.B. die monatlichen Geschäftsführermeetings und wöchentlich stattfindende Routinebesprechungen mit unseren Projektleitern. Diese Formate lassen mir Freiraum und ermöglichen die ehrenamtliche Tätigkeit. Das junge Team der Odenwälder Tischlerinnung macht mir durch regen Austausch die Aufgabe leicht diese Verantwortung zu übernehmen. Außerdem arbeite ich mit meinem Stellvertreter Thomas Reeg als sogenannte Doppelspitze eng zusammen.

 

Als Frau im Tischlerhandwerk schreiben Ihnen viele eine Sonderrolle zu. Wie sehen Sie das selbst?  

In meinem Betrieb arbeiten Frauen und Männer schon immer gleichberechtigt miteinander. Deshalb bin ich keine Quotenfrau in dieser Position, sondern sehe mich durch meine Qualifikation für die Führungsaufgaben bestens geeignet. Ein erfolgreiches Team besteht immer aus verschiedenen Charakteren, die mit ihren unterschiedlichen Stärken zum Erfolg beitragen, egal ob Mann oder Frau.

 

Vor welchen Herausforderungen steht unser Handwerk im Moment und in der nahen Zukunft? Wie können wir diese am besten bewältigen?

Die größte Herausforderung ist nach wie vor den Nachwuchs für unser Handwerk zu begeistern, junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen. Da sind wir in unserer Innung schon durch viele Sonderformate bestens aufgestellt.  Je früher wir einen jungen Menschen begeistern, umso nachhaltiger wirkt es. Eine weitere Herausforderung ist es meiner Meinung nach, engere Netzwerke mit Kollegen im Handwerk zu bilden, um schneller auf Ereignisse reagieren und voneinander lernen zu können. Gemeinsam geht es einfach besser!

 

Was ist Ihnen im Zusammenhang mit Ihrem Beruf und Ehrenamt noch wichtig?

Für den Beruf und für das Ehrenamt habe ich mich aus Begeisterung entschieden. Wenn der Spaß an der Sache verloren geht, dann sollte man etwas verändern. Ich freue mich schon auf das nächste Treffen mit den Innungs-Kollegen und alles, was sonst noch kommt.