Generation Z und die Zukunft der Berufsschulen im Fokus
Die Berufsbildungstagung der Landesverbände des hessischen und rheinland-pfälzischen Tischlerhandwerks fand am 14. und 15. März 2025 in der David-Roentgen-Schule in Neuwied statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die jährlich für Obermeister, Lehrlingswarte, Prüfungsausschussvorsitzende und Fachlehrer an beruflichen Schulen sowie andere Fachleute für Berufsbildung vom Fachverband Leben Raum Gestaltung ausgerichtet wird, standen die Bedürfnisse und Denkweisen der Generation Z sowie die Zukunftsfähigkeit der Berufsschulen.
Generation Z: Erwartungen an die Arbeitswelt
Ein zentraler Programmpunkt widmete sich den Erwartungen der jungen Generation an das Berufsleben. Ingo Leven, Mitautor der Shell Jugendstudie 2024, präsentierte aktuelle Erkenntnisse zur
Denkweise und den Prioritäten der Generation Z. Sicherheit, Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben sowie Sinnhaftigkeit in der beruflichen Tätigkeit stehen für die jungen Fachkräfte an oberster
Stelle. Die Studie zeigt, dass viele Jugendliche Schwierigkeiten haben, eine klare berufliche Orientierung zu finden, und sich mehr Informationen von Unternehmen wünschen.
Am zweiten Veranstaltungstag veranschaulichten die Influencer Axel und Timo von der Agentur Okapi in Schwerin typische Konflikte zwischen etablierten Führungskräften und jungen Berufseinsteigern.
Mit der Visualisierung der Interaktion zwischen einem "Boomer-Chef" und einem jungen Tischler aus der Generation Z wurden Missverständnisse und unterschiedliche Wertevorstellungen greifbar
gemacht. Im Anschluss daran sprach Sven Eßwein, Bildungsberater der GenoAkademie, über die allgemeine Weltsicht und Denkweise der Generation Z. Als Digital Natives sind sie in einer vernetzten
Welt aufgewachsen und stellen neue Anforderungen an die Arbeitswelt, insbesondere in Bezug auf Kommunikation und Führungskultur.
Zukunftsfähige Berufsschulen
Ein weiteres Schwerpunktthema war die Modernisierung der Berufsschulen. Matthias Kafitz von der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz und Holger Arnold vom Hessischen Ministerium
für Kultus, Bildung und Chancen stellten Konzepte vor, um die Ausbildung an den Berufsschulen sowie die hessischen Berufsschul-Standorte selbst zukunftsfähig zu gestalten. Digitale Lernmethoden,
hybride Unterrichtsformen und eine engere Zusammenarbeit mit Betrieben sollen dabei helfen, den Lernerfolg der Auszubildenden zu sichern.
Auch die Fortbildung von Lehrkräften wurde diskutiert. Hermann Hubing, Geschäftsführer der Landesverbände sowie der Holzfachschule Bad Wildungen und Matthias Rohwer, Abteilungsleiter Holztechnik
der Reichspräsident Friedrich Ebert Schule in Homberg betonten die Bedeutung praxisnaher Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte im Bereich Holztechnik. Ebenso wurden die neuen Unterweisungspläne
für die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung vorgestellt, die eine praxisorientierte und zeitgemäße Ausbildung sicherstellen sollen.
Berufswettbewerbe und Doppelqualifikation als Anreize für den Nachwuchs
Neben den thematischen Schwerpunkten der Tagung gab es auch einen Überblick über die verschiedenen Berufswettbewerbe im Tischlerhandwerk. Hermann Hubing in seiner Funktion als
Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Leben Raum Gestaltung sowie Holzfachschul-Dozent und WorldSkills-Trainer Jan Dröge informierte über die hessischen und rheinland-pfälzischen
Meisterschaften, den Gestaltungswettbewerb "Die Gute Form" und die WorldSkills. Diese Wettbewerbe dienen nicht nur der Talentförderung, sondern unterstreichen auch die gestalterischen und
handwerklichen Fähigkeiten junger Tischlerinnen und Tischler.
Diplom-Berufspädagoge Johannes Wolff stellte zudem das Modell der Doppelqualifikation als Holztechniker und Tischlermeister vor. Diese eng verzahnte Ausbildung eröffnet Nachwuchskräften
zusätzliche Karrierewege und stärkt die Attraktivität des Handwerks.
Fazit und Ausblick
Zum Abschluss der Tagung betonte Joachim Hildebrandt, Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses Hessen, dass es entscheidend sei, die Ausbildungsstrukturen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die
Generation Z bringe neue Erwartungen und Anforderungen mit sich, auf die sich Betriebe, Berufsschulen und Ausbildungsstätten einstellen müssten. Die Tagung in Neuwied habe wertvolle Impulse
gesetzt und den Dialog zwischen den Akteuren gefördert.
Den Abschluss bildete eine Führung mit dem langjährigen Direktor des Roentgen-Museums Neuwied, Bernd Willscheid, der den Teilnehmern mit großer Leidenschaft und enormen Fachwissen die besonderen Schätze des Museums und das historische Erbe des Tischlerhandwerks näherbrachte.