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Politik und Wirtschaft zu Gast in Welschbillig

Frühjahrsempfang in Rheinland-Pfalz

Am 7. März 2020 fand in Welschbittig-Ittel bei der Tischlerei Hubert Schmitt GmbH der Frühjahrsempfang des rheinland-pfälzischen Tischlerhandwerks statt. Zahlreiche Gäste aus Politik, Handwerk und Wirtschaft folgten der Einladung und sorgten für eine interessante Veranstaltung mit lebendigen Dialogen zwischen Handwerk, Politik und Gesellschaft.

Stefan Zock, Landesinnungsmeister des rheinland-pfälzischen Tischlerhandwerks, freute sich über rund 80 Gäste, die der Einladung gefolgt waren. Neben Nachbarn, Freunden, Mitarbeitern und Kollegen, waren auch zahlreiche politische Vertreter anwesend. Unter anderem nahmen die Bundestagsabgeordneten Corinna Rüffer und Andreas Steier, die Landtagsabgeordneten Ingeborg Sahler-Fehsel und Alexander Schweitzer, der Landrat des Kreises Trier-Saarburg, Günther Schartz, der Verbandsbürgermeister von Trier Land, Michael Holstein, sowie der Ortsbürgermeister Dieter Bretz am traditionellen Frühjahrsempfang teil.

Politische Forderungen in angenehmer Atmosphäre

Insofern wurde der Frühjahrsempfang natürlich genutzt, um Forderungen des rheinland-pfälzischen Tischlerhandwerks an die Politik zu formulieren: so wünschte sich Landesinnungsmeister Stefan Zock vom Land Rheinland-Pfalz eine bessere Unterstützung von Auszubildenden – beispielsweise in Form eines Azubitickets nach dem Vorbild anderer Bundesländer. „Lehrlinge kommen direkt von der Schule, verdienen ihr erstes Geld und müssen einen ordentlichen Teil davon gleich in den Weg zur Berufsschule und zur Arbeit stecken.“, bemängelte Zock. Darüber hinaus fand der Landesinnungsmeister aber auch lobende Worte für die Landespolitik. Beispielsweise für die Erhöhung der Meisterprämie. Diese schaffe weitere Anreize, um junge Gesellinnen und Gesellen für eine Meisterfortbildung zu begeistern. Und gute Meister habe das Handwerk nötig, so Zock, der darauf verwies, dass mittlerweile zehntausende Handwerksbetriebe in Deutschland keinen Nachfolger mehr finden können. Daher forderte er von der Politik, dass Anreize für Betriebsübernahmen und Selbstständigkeiten geschaffen werden müssen und bemängelte dabei, dass viele junge Handwerksmeister aufgrund der zum Teil überbordenden Bürokratie die Selbstständigkeit scheuen.


Ein Betrieb, bei dem die Nachfolgeregelung hervorragend funktionierte, war der Gastgeber des diesjährigen Frühjahrsempfangs: die Tischlerei Hubert Schmitt GmbH. So beschrieb Jörg Schmitt, der 2009 die Geschäftsführung von seinem Vater und Firmengründer Hubert Schmitt übernommen hatte, den langen Weg des Betriebes. 1978 vom Vater auf dem heimischen Bauernhof gegründet, baute die Tischlerei bereits 1980 die erste Fertigungshalle und beschäftigte damals drei Gesellen und bildete zwei Lehrlinge aus. Nach mittlerweile 42 Jahren hat sich der Betrieb zu einem modernen und international tätigen Unternehmen entwickelt, das 50 Mitarbeiter beschäftigt und über rund 4.500 Quadratmeter Fertigungsflächen verfügt. Nichtsdestotrotz nahm Senior-Chef Hubert Schmitt die Forderung von Stefan Zock auf und bemängelte ebenfalls die regulatorischen und bürokratischen Hürden, vor denen junge Betriebsnachfolger heutzutage stehen.


Aber auch die Politik nutzte die Veranstaltung bei der Familie Schmitt für ein paar Statements. So lobte Landrat Günther Schartz die mittelständische Wirtschaft, für die der Betrieb Hubert Schmitt ein sehr gutes Positiv-Beispiel sei. Gleichzeitig hob der Landrat die gute Zusammenarbeit mit Rainer Adams, Stefan Zock und den Innungen hervor, die aus seiner Sicht als Anwälte für alle Tischlerbetriebe des Landes fungieren.


Verbandsbürgermeister Michael Holstein lobte das Tischlerhandwerk als Qualitätshandwerk und hob hervor, dass das Handwerk in der Gesellschaft verwurzelt sei und sich auch kommunal engagiere. Hubert Schmitt leiste als Ortsvorsteher beispielsweise einen wichtigen Beitrag. Für den Verbandsbürgermeister steht daher außer Frage, dass die gute Verfassung der Orte auch am Tischlerhandwerk liege.


Handwerkskammer-Präsident Rudolf Müller nutzte die Veranstaltung aber auch für etwas Selbstkritik. So konstatierte er, dass auch die Betriebe selbst mehr machen und sich verändern müssten, um dem aktuellen Fachkräfte- und Nachwuchsmangel etwas entgegenzusetzen. Der HWK-Präsident berichtete von rund 600 Ausbildungsabbrüchen im vergangenen Ausbildungsjahr – nur für die Handwerksammer Trier. Diese hohe Anzahl liege nicht an den Jugendlichen allein, sondern auch an Betrieben, die daran scheitern, in die Köpfe der heutigen Jugend zu kommen, so der Präsident.


Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, nahm die inhaltlichen Anregungen des Tischlerhandwerks gerne auf und wünschte sich auch eine stärkere Interessensvertretung des Handwerks und damit verbunden auch einen besseren Austausch mit der Politik. Schweitzer bezeichnete Reinland-Pfalz voller Stolz als ein Land des Mittelstandes – so gehören 99,5 Prozent der Unternehmen dem Mittelstand an – und das Tischlerhandwerk sei ein bedeutender Teil davon. Denn das Tischlerhandwerk habe bereits Lösungen auf viele Fragen der heutigen Zeit. So könne das Tischlerhandwerk flexiblere Arbeitszeiten anbieten, um junge Menschen anzusprechen. Gleichzeitig stehe das Tischlerhandwerk für regionale Wertschöpfung und Nachhaltigkeit, da es deutlich besser sei, das regionale Holz vom Fachmann vor Ort bearbeiten zu lassen, als sich Produkte aus China ins Wohnzimmer zu stellen, so Schweitzer. Deswegen freute sich der Fraktionsvorsitzende besonders darüber, zur Veranstaltung eingeladen worden zu sein und zeigte sich froh, dass die Veranstaltung in Welschbillig überhaupt stattfand. Und auch wenn Schweitzer keine Angst vor dem Coronavirus schüren wollte, so mahnte er an, dass das Land dennoch vorsorglich Hilfsmaßnahmen für die rheinland-pfälzischen Betriebe auf den Weg bringen müsse. Für Schweitzer ist klar, dass die Umsätze der Betriebe in Zeiten globalisierter Wirtschaft aufgrund des Virus zurückgehen werden und forderte: „Wir müssen etwas tun, damit unsere Betriebe nicht eingehen, nur, weil die Leute nicht mehr vor die Türe gehen!“


Abschließend stellte Hermann Hubing, Landesgeschäftsführer des rheinland-pfälzischen Tischlerhandwerks, die Bedeutung des Frühjahrsempfangs heraus. Nur indem man Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zum Dialog einlade und ihnen moderne Betriebe wie den der Tischlerei Hubert Schmitt zeige, könne man Gehör für die eigenen Belange finden und zugleich bewirken, das zum Teil immer noch angestaubte Image des Tischlerberufs aufzupolieren. Demzufolge führten die Gastgeber Jörg und Hubert Schmitt ihre Gäste durch ihren Betrieb, bevor es beim anschließenden Empfang zu interessanten Gesprächen bei gutem Essen kam. 

Eindrücke vom Frühjahrsempfang