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„Die Branche sollte insgesamt viel mutiger mit der Digitalisierung umgehen“

Julia Kasper ist dem ein oder anderen bereits bestens als umtriebige Digitalisierungs-Vordenkerin für das Tischlerhandwerk bekannt. So setzte sich die 34-Jährige nicht nur daran, die Prozesse im familieneigenen Schreinerbetrieb zu digitalisieren, sie gründete mit holzgespür zudem ein spannendes Unternehmen, bei dem sich Kunden Möbel ganz individuell über einen 3D-Online-Konfigurator selbst gestalten können. Seit Anfang dieses Jahres organisiert die Rheinland-Pfälzerin beim Unternehmen tapio speziell für Tischler und Schreiner Webinare zu Digitalisierungsthemen. Ein Gespräch.

Frau Kasper, wo hat die Tischlerbranche bei der Digitalisierung noch Nachholbedarf?

Ich finde, die Branche sollte insgesamt viel mutiger mit der Digitalisierung umgehen. Auch bei den Tischlern müssen schließlich digitale Kompetenzen entstehen und entscheidend dafür ist, dass man den Mut hat, Dinge auszuprobieren! Andere Branchen sind da zum Teil schon deutlich weiter und genießen die Vorteile des digitalen Arbeitens.

 

Jetzt bieten Sie bei tapio Webinare für Tischler an, die sich um Digitalisierungsthemen drehen – wie läuft das ab?

Grundsätzlich sind unsere Webinare so aufgebaut, dass ein Tischler von seinen Erfahrungen berichtet, die er im Betrieb zu einem bestimmten Thema gemacht hat. Besonders interessant ist ja, was wie und warum gemacht wurde und was die Learnings dabei waren. Ergänzt wird der Erfahrungsbericht dann von einem weiteren Experten, beispielsweise dem Anbieter der App, die im konkreten Fall genutzt wurde. Als Digitalisierungsexpertin führe ich durch das Webinar, stelle Fragen und moderiere. 

Julia Kasper ist eine Digitalisierungs-Vordenkerin für das Tischlerhandwerk. (Foto: tapio/Veres)
Julia Kasper ist eine Digitalisierungs-Vordenkerin für das Tischlerhandwerk. (Foto: tapio/Veres)

Digitalisierung ist ja ein weiter Begriff, um welche Themen geht es genau?

Die Themen sind natürlich unterschiedlich. Angefangen haben wir beispielsweise mit dem Digitalisierungsexperten Christoph Krause der erklärt hat, was Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette eigentlich bedeutet. Das betrifft nämlich nicht nur die Produktion. Danach haben wir Webinare dazu gemacht, wie die eigene Werkstatt fit für die Zukunft wird, zur digitalen Zuschnittsoptimierung oder zur Instandhaltung.

 

Wie kommen Sie an die Themen?

Aus dem realen Werkstattleben, wir haben in der Branche nachgefragt, welche Themen die Leute so interessieren und versuchen diese dann abzubilden.

 

Was wird dabei besonders gut nachgefragt?

Maschinen-Service und digitale Werkzeugverwaltung interessieren die Leute sehr. Wie erreiche ich beispielsweise einen Service-Mitarbeiter über digitale Tools, wenn meine Maschine im Fehlermodus ist? Wie behalte ich den Überblick darüber, welche Maschinen wie viel produziert haben und wann sie gewartet werden müssen? Oder: Wo lagern die Sägeblätter der Bandsäge, wie viele Laufmeter hat ein Blatt hinter sich und wann muss es wieder geschärft werden?

 

Sie bieten die Webinare nun seit rund einem halben Jahr an, was haben Sie dabei über das Tischlerhandwerk gelernt?

Dass es eine ganz große Offenheit bei den Tischlern und Schreinern gibt, seine Erfahrungen zu teilen, wenn es das Setting hergibt. Und wir versuchen diese Offenheit bei den Webinaren herzustellen, sodass alle davon profitieren.

 

Frau Kasper, vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Die Webinare werden aufgezeichnet und stehen mit den kommenden Terminen für alle Interessierten unter tapio.one/de/webinar zur Verfügung.