Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein auch in schwierigen Zeiten
Anlässlich der großen Meisterfeier am Samstag, 10. September war die Aula der Bad Wildunger Holzfachschule mit über 150 Gästen sehr gut gefüllt. Ebenso wie die Liste der Absolventen und Auszuzeichnenden: 35 Tischlermeister und 6 Tischlermeisterinnen, 16 Modellbauermeister und eine Modellbauermeisterin, drei Industriemeister, Fachrichtung Holzverarbeitung, zwei Industriemeister, Fachrichtung Holzbearbeitung und vier staatlich geprüfte Techniker, Fachrichtung Holztechnik, die alle mit Freunden und Familienangehörigen nach Bad Wildungen gereist waren, um ihre Meisterbriefe und Urkunden in Empfang zu nehmen.
Geschäftsführer und Schulleiter Hermann Hubing begrüßte die Absolventen sowie die anwesenden Ehrengäste. Er lobte den Fleiß und die Zielstrebigkeit der Lehrgangsteilnehmer, auch wenn er einwandte, dass auch in diesem Jahrgang zwischendurch ausgiebig gefeiert worden sei. Wenig zum Feiern zumute war dem Schulleiter jedoch, als er auf die steigenden Energiekosten des Bad Wildunger Kompetenzzentrums zu sprechen kam. Mit explodierenden Preisen hätten im Moment alle Handwerksbetriebe zu kämpfen, ebenso wie mit den zum Teil immer noch brüchigen Lieferketten. Er appellierte in diesem Zusammenhang deutlich an die Politik und insbesondere an den Bundeswirtschaftsminister, wirksame Maßnahmen zum Schutz der mittelständischen Wirtschaft zu ergreifen und sich dabei nicht von weltanschaulichen Wunschvorstellungen, sondern von den erkennbaren, handfesten Problemen der Unternehmen in Deutschland leiten zu lassen.
In seinem anschließenden Festvortrag vermittelte Stefan Füll, der Präsident des Hessischen Handwerkstages, den Gästen und Absolventen eine starke und hoffnungsvolle Botschaft. Er ermutigte die jungen Nachwuchskräfte, eigenständig zu bleiben und auch beruflich danach zu streben, eigenen Akzente zu setzen. Dies mache wahre Meisterinnen und -meister aus, im Handwerk sowie in der Industrie. Er rief die Anwesenden auf, sich in Zeiten, in denen es „vielleicht nicht immer gut läuft“ an diesen Moment in der Holzfachschule zu entsinnen und daraus Kraft zu schöpfen.
Zudem erinnerte Füll daran, dass die Zeichen für das Tischlerhandwerk gerade günstig stünden. Holz sei ein populärer, klimafreundlicher und zudem nachwachsender Rohstoff. Kritisch äußerte sich Füll in Bezug auf den anhaltenden Mangel an Auszubildenden und Fachkräften. Seitens der Politik werde immer noch nicht genug getan, damit die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung auch in den Köpfen ankomme. In diesem Zusammenhang sei insbesondere der Meisterbrief, den viele im Publikum in Kürze überreicht bekämen, ein unverzichtbares und öffentlichkeitswirksames Gütesiegel, das auch über Deutschlands Grenzen hinaus höchste Anerkennung genieße.
Nach dem eingespielten Grußwort des Schirmherrn, Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz, erfolgte die Vergabe der Zertifikate und Meisterbriefe durch Stefan Füll und Thomas Radermacher, den Präsidenten des Bundesverband Holz und Kunststoff und Aufsichtsratsvorsitzenden der Holzfachschule Bad Wildungen sowie Horst Fularczyk vom Bundesverband Modell- und Formenbau, Uwe Sachelli, Abteilungsleiter für Meister- und Fortbildungsprüfungen an der Handwerkskammer Kassel und Holzfachschul-Geschäftsführer Hermann Hubing. Dazu gratulierten die jeweiligen Klassenlehrer Andreas Bognanni, Carsten Fritzsching, Karsten Mrzyglod und Klaus Wiek.
Ebenfalls gratulierten Friedhelm Pfuhl, Kreisbeigeordneter Landkreis Waldeck-Frankenberg und Bad Wildungens Bürgermeister Ralf Gutheil, genauso wie Dr. Thomas Fölsch, Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg, TSD-Präsident Radermacher und Johannes Zech, Präsident des Bundesverbandes Modell- und Formenbau, mit kurzen, aber ermutigenden, humorvollen und inspirierenden Redebeiträgen, die bei den frischgebackenen Meisterinnen, Meistern und Technikern für gute Laune sorgten. Ebenso humorvoll und emotional verliefen die Dankesreden der Vertreter der Abschlussklassen, Nils Böker und Lukas Scharkopf.
Im Anschluss fand die Siegerehrung der Hessischen Meisterschaften im Tischlerhandwerk statt. Hier wurden die Sieger im praktischen Leistungswettbewerb, Elias Kleespies aus Jossgrund, Stefan Graser aus Freiburg und Louis Vogel aus Mömlingen sowie alle anderen Teilnehmer aus den drei hessischen Kammerbezirken Frankfurt, Wiesbaden und Kassel geehrt. In seinem Schlusswort beschrieb Hauptgeschäftsführer Hermann Hubing die Leistungen und Hilfestellungen, die jungen Nachwuchshandwerker seitens der Holzfachschule in Anspruch nehmen könnten. Im Lehrsaal nebenan fand gegen Ende der Feierstunde die Aktion „Meisterportrait“ statt, ein Fotoshooting mit einem Profi-Fotografen, gesponsert von der Signal Iduna. Hier konnten sich alle Absolventen kostenfrei fotografieren lassen. Der Abend klang mit Musik des Duo TonArt aus.