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Hessisches Handwerk blickt skeptisch auf 2023


Vizepräsident Wolfgang Kramwinkel, Präsident Stefan Füll und Geschäftsführer Bernhard Mundschenk (r.) präsentierten den HHT-Konjunkturbericht (Foto: HHT)
Vizepräsident Wolfgang Kramwinkel, Präsident Stefan Füll und Geschäftsführer Bernhard Mundschenk (r.) präsentierten den HHT-Konjunkturbericht (Foto: HHT)

Der Hessische Handwerkstag (HHT) hat in dieser Woche seinen Konjunkturbericht vorgelegt. HHT-Präsident Stefan Füll machte der Vorstellung des Berichts in Wiesbaden deutlich, dass sich das hessische Handwerk der allgemeinen schwierigen wirtschaftlichen Lage nicht mehr entziehen könne: „Viele Branchen im Handwerk schätzen die Geschäfts- und Auftragslage auch für dieses Jahr pessimistisch ein“, so Füll. „Noch sind die Auftragsbücher der Handwerksbetriebe gut gefüllt, eine wachsende Zahl von Betrieben rechnet aber mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation im kommenden Jahr“, so der Handwerkspräsident. Vor allem die Bau- und Ausbaugewerke, seit Jahren verlässliche Zugpferde der Handwerkskonjunktur, dürften deutlich schwierigeren Zeiten entgegensehen. „Insgesamt ist ein seriöser, belastbarer Ausblick ins Jahr 2023 angesichts der großen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten nicht möglich, sondern gleicht eher einem Blick in die Glaskugel“, so Füll.

 

Die Explosion der Öl- und Gaspreise und in der Folge auch für Strom und Wärme an den Energiemärkten habe bei vielen Betrieben zu einem enormen Anstieg ihrer Energiekosten geführt. Manche Versorgungsunternehmen haben zudem bestehende Verträge gekündigt. „Besonders betroffen“, so HHT-Vizepräsident Wolfgang Kramwinkel, „sind energieintensive Gewerke.“ Nur wenige Betriebe könnten die starken Kostenanstiege unmittelbar und umfassend an ihre Kunden weitergeben.

 

Die von der Bundesregierung in Bundestag und Bundesrat eingebrachten Entlastungsinitiativen (Gas- und Strompreisbremse) seien wichtige Maßnahmen zur Sicherstellung der Liquidität von Unternehmen und Handwerksbetrieben. Kramwinkel: „Allerdings sollten die von der Bundesregierung angekündigten Härtefallhilfen für betroffene energieintensive Betriebe so ausgestaltet sein, dass die Zeitspanne bis zum tatsächlichen Start der Energie- und Strompreisbremsen von Betroffenen überbrückt werden kann.“ Der HHT-Vizepräsident begrüßte in diesem Zusammenhang, dass es in Hessen das Mikrodarlehen Energie gebe. Dies werde hoffentlich einigen kleineren Betrieben helfen. 

 

Sorge bereitet Kramwinkel zudem der Anstieg der Sozialversicherungskosten. Im neuen Jahr werde bei den Sozialversicherungsabgaben die Grenze von 40 Prozent erstmals überschritten. Dies belaste das personalintensive Handwerk, in dem die Personalkosten bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten ausmachten, überproportional. „In diesen schwierigen Zeiten ist das ein völlig falsches Signal“, so Kramwinkel. Wenn durch steigende Sozialversicherungsbeiträge der Faktor Arbeit weiter belastet wird, begünstigt dies fatalerweise auch Schwarzarbeit und unberechtigte Handwerksausübung.

 

Der HHT-Vizepräsident geht davon aus, dass angesichts unsicherer Zukunftsaussichten und deutlicher Bremsspuren der Handwerkskonjunktur künftig öffentliche Aufträge wieder größere Bedeutung gewinnen. Vor diesem Hintergrund sprach er sich dafür aus, dass auch Hessen wie bereits der Bund das Instrument der Preisgleitklauseln um mindestens bis zur Jahresmitte verlängern solle.

 

Nach der offiziellen Statistik im Erhebungszeitraum vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022 konnte das hessische Handwerk 9.376 neu eingetragene Lehrverträge verzeichnen. Dies entspricht einem Minus von 136 Lehrverträgen bzw. -1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach Angaben von HHT-Geschäftsführer Bernhard Mundschenk wird damit das Niveau vor der Corona-Pandemie um fast 1.000 Lehrverträge unterschritten. Erfreulich sei jedoch umgekehrt, dass die Zahl der bestandenen Meisterprüfungen im Jahr 2022 um rund 125 erfolgreiche Absolventen auf mehr als 1.680 Meisterprüfungen habe gesteigert werden können.