Digitalisierung als Zukunftsinvestition

Fachverband prüft Einführung der digitalen Gesellenprüfung

Digitale Gesellenprüfung für angehende Kfz-Mechatroniker in Hessen im September 2020 (Quelle: ProMotor.)
Digitale Gesellenprüfung für angehende Kfz-Mechatroniker in Hessen im September 2020 (Quelle: ProMotor.)

Das Tischlerhandwerk in Hessen und Rheinland-Pfalz stellt die Weichen für eine moderne, zukunftsorientierte Berufsbildung. Im Rahmen seiner Delegiertenversammlung in Bad Ems beschloss der Fachverband Leben Raum Gestaltung Hessen/Rheinland Pfalz, das Projekt „Digitale Gesellenprüfung“ in Kooperation mit dem Softwareunternehmen IQUL zu starten. Nach einem Impulsvortrag von IQUL-Gründer Daniel Möbs stimmte eine breite Mehrheit der Delegierten für die Erprobung des digitalen Prüfungsverfahrens. Geplant ist, eine erste Prüfung innerhalb von sechs bis zwölf Monaten abzuhalten.


Ziel des Projekts ist es, zu prüfen, wie die Zwischen- und Gesellenprüfungen im Tischlerhandwerk größtenteils oder vollständig digital abgebildet werden können – von der Planung über die Bewertung bis hin zur Dokumentation. Der Vortrag in Bad Ems machte deutlich: Digitalisierte Prüfungen am Laptop eröffnen große Potenziale – nicht nur organisatorisch, sondern auch wirtschaftlich und pädagogisch.


Effizient, transparent, zukunftssicher

 

Kernelement des von Möbs vorgestellten Systems ist eine Plattform, die alle relevanten Prüfungsdaten bündelt. Die Prüfungsdokumentation erfolgt digital und revisionssicher. Statt auf Papierprotokolle und E-Mail-Verkehr zu setzen, kann künftig alles in einer zentralen Umgebung bearbeitet werden – nachvollziehbar, datenschutzkonform und jederzeit verfügbar. Der Aufwand für Prüfungsausschüsse, Ausbildungsbetriebe und Innungen wird deutlich verringert, die Kommunikation vereinfacht.


Ein weiterer Vorteil: An Beispielen aus dem Kfz-Handwerk verdeutlichte der Referent, wie skalierbar die Plattform ist. Das bedeutet, Prüfungen mehrerer Innungen lassen sich an einem zentralen Ort gemeinsam durchführen. Ebenso lassen sich verschiedene Prüfungen zur gleichen Zeit am selben Ort abhalten, da der Laptop am Prüfungsarbeitsplatz jedes Prüflings einzeln ansteuerbar ist. Dadurch entstehen erhebliche Kostenvorteile, insbesondere bei der Bereitstellung von Räumlichkeiten, Hardware und Personal. Gleichzeitig wird die Vergleichbarkeit von Prüfungsleistungen verbessert.


Lernortkooperation fördern – Attraktivität steigern

 

Durch den digitalen Ansatz wird auch die Rolle der überbetrieblichen Bildungsstätten wie der Holzfachschule Bad Wildungen gestärkt. Sie können bei Bedarf als Prüfungszentren dienen und so zusätzlich zur Qualitätssicherung beitragen. Darüber hinaus lassen sich Auswertung und Analyse der Prüfungsleistungen systematisch weiterentwickeln. Dies eröffnet neue Perspektiven für die Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung.


Ein zentrales Anliegen des Fachverbandes ist es, das Tischlerhandwerk für junge Menschen attraktiver zu gestalten. Eine moderne, technologiegestützte Prüfungsstruktur fördert Innovationsfreude und Zukunftsorientierung – zwei Eigenschaften, die für die Nachwuchsgewinnung heute von entscheidender Bedeutung sind.


Einigkeit für den Aufbruch

 

Die Delegierten würdigten das Projekt als wichtigen Baustein zur Weiterentwicklung der Ausbildungsqualität im Tischlerhandwerk. Der Beschluss zur Umsetzung fiel nach intensiver Diskussion mit deutlicher Mehrheit. Präsident Stefan Zock und Hauptgeschäftsführer Hermann Hubing betonten, dass der Schritt nicht nur ein technologisches Upgrade sei, sondern ein strategischer Beitrag zur langfristigen Stärkung des Berufsstandes. Auch Andrea Belegante, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin und erstmals in dieser Funktion bei der Delegiertenversammlung anwesend, unterstützte das Projekt als weitsichtige Investition in die Zukunft ausdrücklich.
Mit dem Start des Projekts „Digitale Gesellenprüfung“ setzt der Fachverband ein klares Zeichen: Für Innovation, für Praxisnähe – und für ein Handwerk, das die Herausforderungen der Zukunft entschlossen angeht.